Ausbau der Zehntscheune
Börger
Die Gemeinde Börger hat in enger Abstimmung und Unterstützung durch den Heimatverein Börger sowie die Dorfgemeinschaft die am Standort des Heimathauses in Börger Up´n Riegen stehende Zehntscheune zu einem Mehrzweckgebäude ausgebaut. Dieses Vorhaben schließt sich an ein gemeinnütziges Projekt an, welches 2014 umgesetzt wurde.
Im August / September 2014 bestand die Möglichkeit für den Heimatverein Börger, deren Heimathaus sich in direkter Nachbarschaft zum jetzigen Mehrzweckgebäude befindet, dass bis zu 30 Wandergesellen auf dem Hümmling, in die Gemeinde Börger kommen. Die Wandergesellen machen sich einmal im Jahr auf, ein soziales, kulturelles, ökologisches oder gemeinnütziges Projekt bzw. Menschen die Besonderes leisten, mit ihrer Arbeitskraft gegen Kost und Logis zu unterstützen.
Da der Heimatverein Börger schon seit Längerem den Bau einer Zehntscheune / eines Mehr-zweckgebäudes plante, kam diese Gelegenheit genau zur richtigen Zeit. Das neue Gebäude sollte auch an die hier einst vorhandene Zehntscheune erinnern. Geplant wurde das Gebäude in zwei getrennten Bauabschnitten, da mit dieser zeitlich begrenzten Unterstützung der Wandergesellen nicht auch noch der Innenausbau möglich war. Die Chance aber aus diesem Ansatz ein Projekt für die ganze Dorfgemeinschaft zu initiieren, wurde aufgegriffen. So entstand ein sozial-kulturelles und generationsübergreifendes Projekt an dem sich die gesamte Dorfgemeinschaft Börgers beteiligte.
Die Wanderschaft der Gesellen hat über 800 Jahre Tradition und wird in der heutigen Zeit von bis zu 600 reisenden Handwerkern aus dem deutschsprachigen Raum gelebt und am Leben gehalten. Es reisen Handwerkerinnen und Handwerker aller Gewerke. Einmal im Jahr halten sie einen Kongress ab, der in Verbindung mit einer sozialen, kulturellen, ökologischen Baustelle steht. Die Motivation zu einem sozialen Projekt liegt in den Umständen, unter denen die Wandergesellen während der Wanderschaft reisen und leben. So werden sie tagtäglich von vielen Menschen weite Strecken im Auto mitgenommen, ab und zu zum Frühstück, Mittagessen oder Abendbrot eingeladen und erhalten die Möglichkeit Nächte frostfrei und trocken zu verbringen.
Diese Dinge, die ihren Alltag bestimmen, sind es, die sie dazu bewegen einen Teil davon zurückzugeben, indem sie eine Baustelle gegen Kost und Logis durchführen. Ein wichtiger Punkt dabei ist die enge Zusammenarbeit mit der Dorfgemeinschaft, um einen größtmöglichen Erfolg zu erzielen. Der Erfolg gilt dabei nicht allein dem Bauprojekt, sondern dem Miteinander. So entstand schlussendlich ein Projekt, welches in seiner Art – insbesondere der Durchführung – einmalig und nachhaltig für die gesamte Dorfgemeinschaft ist.
Um die Nutzungsmöglichkeiten der Zehntscheune als Mehrzweckgebäude umfassend nutzen zu können, ist in einem zweiten Bauabschnitt der Innenausbau inkl. einiger Maßnahmen im Außenbereich, gefördert über LEADER, umgesetzt worden.
Das Mehrzweckgebäude wird u. a. museale Gegenstände (historische Geräte und Maschinen) öffentlich präsentieren. In den vergangenen Jahrzehnten sind bei mehreren Mitgliedern des Heimatvereins Archive aufgebaut worden, die im neuen Gebäude zusammengefasst werden sollen. So sind neben vielen alten Dokumenten und Aufzeichnungen, Gemälde verschiedener Künstler vorhanden, die in Börger gewirkt haben. Diese können derzeit nicht öffentlichkeitswirksam präsentiert werden und bleiben Einheimischen und Gästen verborgen.
Für das Arbeiten in und mit den Sammlungen sollen darüber hinaus Arbeitsräume entstehen. Mitglieder des Heimatvereins erstellen seit 23 Jahren alljährlich ein etwa 180 seitiges Buch unter dem Titel „Use Borger“ für die Gemeinde und weitere Interessierte. In diesen Büchern wird die Geschichte des Ortes aufgearbeitet. Für die Erstellung dieses Buches ist das Arbeiten in und mit den Archiven an den unterschiedlichen Standorten sehr umständlich und zeitraubend. Eine Zusammenfassung der Archive unter einem Dach wird diese ehrenamtliche Arbeit zukünftig sehr erleichtern und auch ggfs. weitere Mitstreiter motivieren, sich hier ehrenamtlich mit einzubringen. Es ist weiterhin angedacht, mit Kindern und Jugendlichen die Geschichte des Ortes sowie das Leben der Vorfahren als außerschulischer Lernort zu vermitteln.
Die vorhandenen Angebote in Sögel (Heimathaus, Schloss Clemenswerth) in Esterwegen (Ausstellungsscheune) sowie Hilkenbrook und Lorup (Wagenremise) und in anderen Orten der Region, werden durch dieses Vorhaben in Börger ergänzt und erweitert. Der Hümmling wird mit diesem Standort die Öffentlichkeit (Einheimische, Alt und Jung, Besucher) umfangreich über „alte Zeiten“, über Tradition und Belange des ländlichen Lebens informieren können.